Zwiefalten
Die südlichste Kreisgemeinde zeigt mit ihrer Lage und Prägung bereits in Richtung Oberschwaben. Kommt man von der Alb hinunter ins Tal, beeindruckt der Anblick jedesmal – heute wie früher.
Eine Siedlung wurde bereits im Jahr 904 erwähnt. Im Jahr 1089 stifteten die Grafen Kuno und Liutold von Achalm das Benediktinerkloster Zwiefalten. 1750 erlangte das Kloster die Reichsstandschaft. Die zugehörigen Wirtschaftsbetriebe gediehen: Getreidemühlen, Säge, Hammermühle, Ziegelhütte und Brauerei. Letztere mit ihrer über 500-jährigen Tradition ist heute noch eine wichtige Arbeitgeberin.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich die Bautätigkeit im Kloster rege fort. So wurde ab 1668 das Konventsgebäude neu errichtet, auch ein Schulgebäude. Dem folgten das sogenannte Peterstor, heute Museum, und der Kapitelsaal, der seit 1814 als evangelische Kirche genutzt wird.
Im Mittelpunkt steht das Münster Unserer Lieben Frau, das in der Mitte des 18. Jahrhunderts neu erbaut und in verschwenderischer Pracht ausgeschmückt wurde, der wohl bedeutendste Bau des süddeutschen Spätbarocks und Rokokos. 1765 wurde das neue Gotteshaus geweiht. Der Auftraggeber und kunstsinnige Abt Benedikt Mauz verstarb wenige Monate vorher. Was die Künstler, genannt seien der Baumeister Johann Michael Fischer, der Maler Franz Josef Spiegler oder der Stuckateur Johann Michael Feichtmayr, hier geschaffen haben, beeindruckt jedesmal aufs Neue.
Das Jahr 1802 brachte einschneidende Veränderungen, das Kloster wurde aufgehoben und Württemberg einverleibt. Damit hörte ein kleines Reich mit 27 Orten, gut 4600 Einwohnern auf etwa 221 Quadratkilometern auf zu existieren. Die letzten Mönche mussten ausziehen. Kunst- und Wertgegenstände wurden mitgenommen, die Klosterbibliothek aufgelöst. Die Orgel der Klosterkirche wurde nach Stuttgart geschafft.
Zwischen 1803 und 1810 war Zwiefalten Sitz eines württembergischen Oberamts. Die Gemeinde erlangte dagegen erst 1832 ihre Selbständigkeit.
Die Konventsgebäude wurden ab 1812 als Heil- und Pflegeanstalt umgenutzt. 46 Insassen des »Tollhauses« Ludwigsburg zogen in die früheren Mönchszellen ein. Im Spannungsfeld zwischen Bewahrort und Heilanstalt nahm die Einrichtung ihren Weg. Den Tiefpunkt erreichte sie dabei in der Zeit des Nationalsozialismus. Zwiefalten wurde Sammelstation, von wo aus im Jahr 1940 Hunderte nach Grafeneck gebracht und dort ermordet wurden. Bis zum Kriegsende 1945 starben in der »Pflegeanstalt« selbst etwa 1500 Menschen.
Mit der Ansiedlung der Münsterklinik, bis 1899 Heil- und Pflegeanstalt, ab 1953 Psychiatrisches Landeskrankenhaus, seit 1996 Zentrum für Psychiatrie, kamen auch Wandel und Wachstum nach Zwiefalten. Heute bietet die Klinik ein differenziertes Angebot für akut oder chronisch kranke Menschen. Der Ort selbst ist ein Kleinzentrum mit einer einladenden Ortsmitte und einem reichhaltigen Kulturleben.