Trochtelfingen

Auf der Haid war die Grenze. Wer die Haidkapelle passierte, der betrat im 19. Jahrhundert  Hohenzollerische Lande, preußisches Gebiet. Im Vergleich zur württembergischen Nachbarschaft hat Trochtelfingens Geschichte immer wieder überraschende Wendungen genommen – etwas davon ist im Selbstbewusstsein und Selbstverständnis des »Städtle« heute noch zu spüren.

Die katholische Kirche St. Martin, Schloss, Hoher Turm: Dieser Dreiklang bestimmt Trochtelfingens Kulisse seit Jahrhunderten. Mit den Grafen von Werdenberg, die das im 13. Jahrhundert zur Stadt erhobene Trochtelfingen zu ihrer Residenz machten, erlangte der Ort Blüte und Bedeutung. Die Trochtelfinger Werdenberger ließen in verschiedenen Etappen die Pfarrkirche vergrößern, stifteten Kapellen, ließen Ende des 15. Jahrhunderts das Schloss und in der Folge die heute immer noch in Teilen vorhandene äußere Stadtbefestigung ausbauen. Trochtelfingen hatte Kunstschätze, ein eigenes Maß, eine eigene Währung – war eine kleine, aber vollwertige Residenz.

Einiges von ihrer Bedeutung konnte die Stadt behalten, nachdem der letzte männliche Werdenberger der Trochtelfinger Linie gestorben und sein Besitz mit der Hochzeit seiner Erbin an die Grafen und späteren Fürsten von Fürstenberg übergegangen war. Für die neuen Herren residierte ein Obervogt im Schloss. Trochtelfingen hatte seine eigene Gerichtsbarkeit, eine Scharfrichter-Familie, die außerhalb der Stadtmauern wohnen musste, war viel besuchter Marktort und hatte zahlreiche Handwerker, die sich in Zünften organisierten. Die Seckach trieb verschiedene Getreidemühlen in und vor der Stadt sowie Öl-, Walk- und Pulvermühlen an. Als 1726 ein verheerender Brand 52 Gebäude zerstörte, baute die fürstenbergische Herrschaft Rathaus und Fruchtkasten neu und erließ eine Feuerordnung. Viele der stattlichen Fachwerkhäuser Trochtelfingens gehen auf die Zeit nach dem Stadtbrand zurück.

1806 verlor das Fürstentum Fürstenberg seine Reichsunmittelbarkeit. Die Herrschaft Trochtelfingen kam zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. Immerhin blieb die Stadt Obervogtei und Marktort und wurde von 1851 bis 1861 preußisches Oberamt. Doch der Niedergang war nicht aufzuhalten. 1883 wurde der Ort zur Landgemeinde herabgestuft – ein Schritt, der erst im Jahr 1951 wieder rückgängig gemacht wurde.

Seit 1945 hat sich die Einwohnerzahl Trochtelfingens verdoppelt. Ungefähr die Hälfte lebt in der Kernstadt selbst. Mit den Menschen kamen Infrastruktur, der Ausbau des Schulzentrums und die Mehrzweckhalle, die nach den früheren Stadtherren, den Werden bergern, benannt sind. Die ausgebaute Bundesstraße führt seit 1959 an Trochtelfingen vorbei und bietet einen schnellen, aber schönen Blick auf die Stadtkulisse mit Kirche, Schloss und Wehrturm.

Im Lauf der Zeit wurde immer mehr Fachwerk freigelegt. In den späten 1970er Jahren wurde die Altstadt unter Denkmalschutz gestellt und die Stadtsanierung in Angriff genommen. Zwischen Schloss und Seckach zeigen sich jetzt auf Schritt und Tritt malerische Fassaden. Und vor der Fachwerk-Kulisse von Marktstraße und Rathausplatz fällt es den »Städtlemern« nicht schwer, bei Festen und Märkten an ihre reiche Tradition anzuknüpfen. Zum Beispiel, wenn die historische Bürgerwehr aufmarschiert.

Luftbildaufnahme von Trochtelfingen
© Luftbildaufnahme von Trochtelfingen
Kreisarchiv Reutlingen S 06_0438 / Metz Neg Nr. 187 193

Luftbildaufnahme von St. Johann-Trochtelfingen.

Luftbildaufnahme von St. Johann-Trochtelfingen. Im Fokus steht das Schloss Werdenberg.

Luftbildaufnahme von Trochtelfingen.

Luftbildaufnahme von St. Johann-Trochtelfingen. Im Fokus steht das Schloss Werdenberg.

Luftbildaufnahme von St. Johann-Trochtelfingen. Im Fokus steht das Schloss Werdenberg.

Luftbildaufnahme von Trochtelfingen.

Luftbildaufnahme von Trochtelfingen. Im Vordergrund steht ein Turm.

Luftbildaufnahme von Trochtelfingen.

Luftbildaufnahme von Trochtelfingen. Im Fokus steht das Schloss Werdenberg.