St. Johann-Lonsingen
Zum Schluss galt es nur noch als Verkehrshindernis: Lonsingens altehrwürdiges Kirchlein aus dem Jahr 1449 wurde 1972 abgebrochen, um mehr Platz für die Durchgangsstraße zu schaffen. Auch ein benachbartes Bauernhaus musste weichen. Bereits zwei Jahre vor dem Abriss der historischen Kapelle hatten die evangelischen Lonsinger ihre neue Auferstehungskirche an der Kirchbergstraße in Besitz genommen.
Wohl bereits in früher alemannischer Zeit ist das Dorf in der fruchtbaren Talmulde am Fuß des Kirchbergs gegründet worden. 1268 wurde es als Longesingen zum ersten Mal erwähnt, als das Frauenkloster in Offenhausen hier einen Hof geschenkt bekam. Lonsingen gehörte zum Kirchspiel mit dem Hauptort Gächingen und wurde schon im 13. Jahrhundert Teil der Herrschaft Württemberg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf komplett zerstört.
Lonsingens Wahrzeichen stammt aus einer Zeit, in der die Versorgung mit Trinkwasser eine der größten Herausforderungen für die bäuerliche Bevölkerung auf der Albhochfläche war. Der kreisrunde Rossbrunnen – sechs Meter tief, zwölf Meter im Durchmesser – ist komplett mit Schöpfgalgen und Viehtränke erhalten. Er war der größte von ursprünglich fünf Brunnen im Ort.
Ganz oben auf der Kuppe des Lonsinger Kirchbergs liegt wie ein Dorf über dem Dorf die Zentrale der Deutschen Indianer Pionier Mission, eines evangelikalen Missionswerks, das vor allem in Brasilien und Paraguay tätig ist, aber auch in Deutschland Zeltevangelisationen, Bibelwochen und Freizeiten durchführt.