Reutlingen-Sondelfingen
Wo Sondelfingen aufhört und Reutlingen anfängt, ist aus der Luft kaum mehr zu erkennen. Bereits 1939 wurde das Dorf in die aufstrebende Stadt eingemeindet. Dass auf den dörflichen Charakter und die landwirtschaftlichen Strukturen Rücksicht zu nehmen sei, ließ Sondelfingen im Eingemeindungsvertrag festschreiben.
Früher wurde Sondelfingen humorig auch als »Seestadt« bezeichnet. Nördlich von Sondelfingen trat der Reichenbach häufig über die Ufer und überschwemmte das umliegende Land. Auch in der Dorfmitte sorgte das Wasser für Probleme: Immer wieder musste Geld für Schutz und Reinigung ausgegeben werden. Erst das Regenrückhaltebecken von 2010 und der Mischwasserkanal von 2013 konnten die Lage nachhaltig verbessern. Das große Holzschiff auf dem Spielplatz in der Rebengartenstraße erinnert an die Vergangenheit der Stadt als »Seestadt«.
Die Stephanuskirche wurde bereits 1275 schriftlich erwähnt. Ein Glück, dass sie erhalten geblieben ist: Nach dem Neubau der Sondelfinger Johanneskirche 1960 war das zu klein gewordene Kirchlein am Friedhof sich selbst überlassen. Erst die Renovierung in den 1980er Jahren legte gotische Wandmalereien aus der Zeit um 1500 und eine reiche malerische Ausschmückung aus dem 17. Jahrhundert frei. Aufgrund der kunsthistorischen Bedeutung kaufte die Stadt die Kirche und sanierte sie. Seit 2000 werden hier standesamtliche Trauungen durchgeführt. Jährlich geben sich im prächtigen Innenraum der Kirche bis zu hundert Paare das Ja-Wort.