Reutlingen-Sickenhausen
So überschaubar Sickenhausen ist – im Mittelalter zerfiel es wie viele seiner Nachbardörfer in ein kompliziertes Mosaik aus Besitz- und Herrschaftsrechten. Den Achalmgrafen gehörten Teile des Weilers, später den Klöstern Zwiefalten, Marchtal und Allerheiligen, dem Reutlinger Spital und der reichsstädtischen Armenpflege. Auch reiche Reutlinger kauften, verkauften oder stifteten Besitztümer in Sickenhausen. Etwas Einheitlichkeit gab es erst im 15. Jahrhundert mit dem Verkauf an die Grafen von Württemberg. Der Ort war bis 1938 dem Oberamt Tübingen zugeordnet.
Früher wurden Dinkel, Gerste, Hopfen, Flachs und Hanf angebaut. Der Sickenhäuser Flachs, Grundstoff für die Leine(n)weberei, hatte hohe Qualität. In dem imposanten Fachwerk-Rathaus aus dem Jahr 1839 mit seinem Glockenturm war früher auch die Schule untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Glocke eingeschmolzen. Erst fünfzig Jahre später wurde sie ersetzt.
1976 wurde Sickenhausens alte Kirche abgerissen. Die neue Pauluskirche steht direkt neben dem Gemeindesaal.
Seit mehreren Jahren bemüht sich der Förderverein Ortskern Sickenhausen um die alte Feuerwache in der Dorfmitte. Aus dem Gebäude soll die »Kulturwache Sickenhausen« entstehen. Mehrere Vereine engagieren sich dafür, darunter der TSV, die Narrenzunft, der Obst- und Gartenbauverein und der Verein Tanzstern. Das Gebäude wurde von der Stadt Reutlingen angemietet, der Umbau hat in Eigenarbeit begonnen. Die Finanzierung ist aber immer noch ein Problem.