Reutlingen-Ohmenhausen
Die »Hutzel«, eine gedörrte Birne, im Wappen von Ohmenhausen dokumentiert, dass der Handel mit Dörrobst hier eine sehr lange Tradition hat. Eine Brennerei im Ort stellt noch heute Kirschengeist, Zwetschgenschnaps und Obstler her. 1902 wurde die Eisenbahnlinie Reutlingen-Gönningen mit einer Haltestelle in Ohmenhausen eröffnet.
Die Industrialisierung war für viele Familien Rettung in der Not: Landknappheit, Klein- und Kleinst-Höfe als Folge der Realteilung, Missernten und Hagelunglücke hatten viele in die Armut gestürzt. Morgens in aller Frühe zogen die Arbeiter nun aus Ohmenhausen in die Fabriken an der Echaz, am Abend wanderten sie zurück. Kinder oder Frauen nahmen mitten am Tag den gleichen Weg mit den Essenskörben für ihre Väter oder Männer. Die Ende des 19. Jahrhunderts neu erbaute Martinskirche spiegelt den Wandel wider: In ihrer neoromanischen Tuffsteinpracht steht sie viel mehr für die aufstrebende Arbeiterwohngemeinde als für das bescheidene Bauerndorf.
Der nordöstliche Ausläufer von Ohmenhausen berührt heute den Rand des Betzinger Industriegebiets. Schon früher hat Ohmenhausen zur Nachbarstadt gehört: Seit dem 14. Jahrhundert war Reutlingen Ortsherr und wichtigster Grundbesitzer, erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Dorf in die Selbstständigkeit als württembergische Landgemeinde entlassen. Knapp 150 Jahre später, 1949, schloss sich Ohmenhausen nach einer Bürgerbefragung freiwillig dem großen Nachbarn an.