Reutlingen-Oferdingen
Der Ort ist wie gemacht für eine Burg: ein Bergsporn über dem Neckar, nach Norden durch den Fluss, nach Osten durch ein Tal geschützt. Reste einer Burganlage werden in den Mauern des Kirchturms und des Pfarrhauses vermutet. 914 wurde »Onfridinga« als fränkischer Königshof zum ersten Mal erwähnt, wohl der Wirtschaftshof zur Burg im benachbarten Altenburg.
1342 kam die Ortschaft mit der Pfalzgrafschaft Tübingen an Württemberg. Im Dreißigjährigen Krieg stand der Ort zweimal in Flammen, 1638 und 1643. Dabei brannte auch die Kirche nieder. 1655 wurde in der neuen Clemenskirche wieder Gottesdienst gefeiert.
1738 wurde Oferdingen Sitz des Tübinger Unteramts und das Rathaus wurde erbaut. 1822 wurde die württembergische Verwaltung neu geordnet. Die Verwaltungsreform von 1938 schlug Oferdingen dem Kreis Reutlingen zu.
Die Lage am Neckar und der Neckarübergang haben die Entwicklung des Ortes mitgeprägt. Schon um 1310 baute man eine Bücke für den Holztransport aus dem Schönbuch. Brückenmaut brachte der Gemeinde Einkünfte. Sehr beliebt war das Strandbad Oferdingen Anfang des 20. Jahrhunderts. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde die Neckarbrücke gesprengt, erst 1975 wurde ein Provisorium durch eine neue Brücke ersetzt. Die 1840 erbaute Oferdinger Mühle ist heute noch in Betrieb.
Von 1928 bis 1970 waren Reutlingen, Eningen und Pfullingen durch die Reutlinger Straßenbahn mit Oferdingen verbunden. Diese brachte die Dorfbewohner zu ihren Arbeitsplätzen und die Städter ans Neckarufer. Der Stadt Reutlingen hat sich Oferdingen im Zuge der Gemeindereform 1971 freiwillig angeschlossen. Die Einwohnerzahlen haben sich seither mehr als verdoppelt. Zahlreiche Bauprojekte und Vorhaben wurden verwirklicht. Die Kulturscheune, ein Bürgerhaus mitten am Dorfplatz, wurde 2017 als Gemeinschaftsprojekt realisiert.