Reutlingen-Gönningen

Württembergs Graf Eberhard der Erlauchte kaufte im Jahr 1300 die aus zwei Festungen bestehende Stöffelburg hoch über dem Wiesaztal mit ihrem dazugehörigen Ort Ginningen. Eine Stadt war das spätere Gönningen damals, mit entsprechenden Rechten versehen von den Herren von Stöffeln, einem der führenden Adelsgeschlechter in der Region. Ihre und Gönningens frühe Blütezeit endete noch im 14. Jahrhundert.

Vielleicht hat etwas vom Selbstbewusstsein der mittelalterlichen Stadtbewohner überdauert. Als die Landwirtschaft allein zur Existenzsicherung nicht mehr ausreichte, wussten sich die Gönninger zu helfen. Immer mehr Familien betrieben einen Handel mit Samen und Blumenzwiebeln. Die mit Ware vollgepackten Zwerchsäcke über der Schulter, gingen Mitte des 19. Jahrhunderts rund 900 Männer und 300 Frauen jedes Jahr monatelang auf Wanderschaft. Die Erfolgreichsten gründeten Niederlassungen in vielen Städten und Ländern, sogar in St. Petersburg und New York. Mit dem Siegeszug der Eisenbahn – Gönningen wurde 1902 ans Schienennetz angeschlossen – begann der Niedergang des Samenhandels.

Das Selbstbewusstsein und der Wohlstand der weitgereisten Gönninger bescherte ihrem Heimatort im 19. Jahrhundert repräsentative Bauten, vorwiegend aus heimischem Tuffstein gestaltet: die Kirche St. Peter und Paul in neugotischem Stil, das stattliche Schulhaus von 1867, das 1909 entstandene Jugendstil-Rathaus und der zuerst in Holz, 1913 in Stein erbaute Roßbergturm.

Historische Fotografie einer Straße in Reutlingen-Gönningen. Im Hintergrund ist die Evangelische Kirche Peter und Paul Gönningen zu sehen.
© Historische Fotografie einer Straße in Reutlingen-Gönningen. Im Hintergrund ist die Evangelische Kirche Peter und Paul Gönningen zu sehen.
Kreisarchiv Reutlingen B 2801_00819_57.07

Luftbildaufnahme von Reutlingen-Gönningen.

Luftbildaufnahme von Reutlingen-Gönningen.

Luftbildaufnahme von Reutlingen-Gönningen.

Luftbildaufnahme von Reutlingen-Gönningen. Im Fokus steht die Kirche.

Luftbildaufnahme von Reutlingen-Gönningen.