Münsingen-Gruorn
Das aufs elfte Jahrhundert zurückgehende Gotteshaus steht noch. Zusammen mit dem benachbarten Schulhaus hat es die Räumung des Dorfes und seine Zweckentfremdung für die militärische Ausbildung überdauert.
Das einstmals stattliche Dorf Gruorn wurde in den späten 1930er Jahren der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Münsingen geopfert, der damit seine endgültige Größe von rund 6700 Hektar erhielt. Die 665 Einwohner mussten ihre Heimat verlassen und wurden in andere Gemeinden umgesiedelt. Ihre Häuser verfielen oder wurden bei Übungen beschossen. Auch die Kirche war kaum mehr als eine Ruine, als sie in den 1970er Jahren gerettet und wieder aufgebaut wurde. Der mehr als fünfhundert Jahre alte Taufstein der Gruorner Stephanuskirche aus der Werkstatt des Baumeisters Peter von Koblenz steht in der Münsinger Martinskirche. Die Fresken aus dem 14. Jahrhundert schmücken inzwischen wieder die Gruorner Kirche.
Viele Jahre lang wurde das verlassene Dorf nur an Feiertagen im Frühling und Herbst lebendig, wenn die ehemaligen Bewohner zu Erinnerungstreffen zusammenkamen. Seit der Aufgabe des Truppenübungsplatzes 2005 ist Gruorn wieder erreichbar, allerdings nur für Wanderer und Radfahrer. Im Obergeschoss des ehemaligen Schulhauses dokumentiert ein Museum die Geschichte des Ortes, an Sonn- und Feiertagen gibt es Führungen, gelegentlich Veranstaltungen. Im Schulhaus öffnet eine saisonal betriebene Gaststube. Heute ist Gruorn auch ein beliebtes Ausflugsziel.
