Hayingen-Münzdorf

Im Jahr 1904 wurde in Münzdorf die katholische Kirche St. Bernhard in neugotischem Stil aus rotem Backstein neu errichtet. Die alte Kapelle St. Bernhard wurde profaniert und von der örtlichen Molkereigenossenschaft übernommen. Beim Einbau neuer Fenster in der künftigen Molkerei wurden gotische Fresken aus dem frühen 14. Jahrhundert entdeckt – Kunstwerke, von deren Wert die Fachleute der königlich württembergischen Ämter damals leider nicht überzeugt waren. Die Bilder der Passion und des Jüngsten Gerichts verschwanden für Jahrzehnte unter Kacheln und Tünche, bis sie 1960 dann doch noch geborgen wurden. Erstaunlicherweise hatten sie unter der robusten Nutzung wenig gelitten: Der Kaseingehalt der Milchdämpfe soll sogar zu ihrer Konservierung beigetragen haben, indem er die Kalktünche härtete. Diese kostbaren Überreste der dörflichen Baugeschichte sind heute nicht mehr in Münzdorf, sondern im Stadtmuseum Münsingen zu sehen.

Ein immaterielles Kulturgut wird im Dorf bis heute sorgfältig gepflegt: die Köhlerei, einstmals ein wichtiger Wirtschaftszweig in den waldreichen Albdörfern. Auf Münzdorfs Kohlplatte qualmt noch zweimal im Jahr der Meiler. Er muss dann bei Tag und bei Nacht überwacht werden. Die Köhlerfamilie Geiselhart sorgt bereits in sechster Generation dafür, dass das traditionsreiche Handwerk nicht ausstirbt und weiterhin Holzkohle produziert wird. Inzwischen nicht mehr für die Eisenverhüttung oder für Schmiedearbeiten, sondern vor allem als Brennstoff für die lokale Gastronomie.

Historische Ansichtskarte mit Schwarzweißfotografien von Hayingen-Münzdorf. Abgebildet und beschriftet sind Sterneck und die dazugehörige Ruine Sterneck, sowie Gasthof, Schule und Kirche von Münzdorf.,
© Historische Ansichtskarte mit Schwarzweißfotografien von Hayingen-Münzdorf. Abgebildet und beschriftet sind Sterneck und die dazugehörige Ruine Sterneck, sowie Gasthof, Schule und Kirche von Münzdorf.,
Kreisarchiv Reutlingen S 06_0473 / Wilhelm Jorde, Uttenweiler

Luftbildaufnahme von Hayingen-Münzdorf.