Hayingen-Ehestetten
Ein Bauernort, ein Ritterdorf: In Ehestetten hatte über mehr als vier Jahrhunderte und bis zur Übernahme durch Württemberg im Jahr 1805 das einflussreiche Adelsgeschlecht derer von Speth das Sagen. Mit ihren Ortsherren – wechselweise Lehensleute, Amtsträger und Feinde der Herren von Württemberg – steuerten die Ehestetter durch unruhige Zeiten. Doch nicht nur zwischen den Adelshäusern gab es Spannungen. Im 17. Jahrhundert spitzte sich ein Streit zwischen den Dorfbewohnern und der Familie von Speth derart zu, dass Württemberg eingriff und Ehestetten durch einen Vogt verwalten ließ.
Die Kirche St. Nikolaus wurde mehrfach umgebaut und besitzt Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Sie dürfte auf die zwischen 1000 und 1100 entstandene Kapelle einer Burg zurückgehen: In diesem Teil des Dorfes hatten die Gundelfinger ihren Herrensitz, bevor sie 1364 Burg und Dorf verkauften.
Anstelle der Burg in der Ortsmitte ließen die Herren von Speth am östlichen Dorfrand ein Schloss erbauen. Ein Teil des heute privat genutzten und denkmalgerecht sanierten Wohngebäudes stammt aus dem späten 15. Jahrhundert, der zweite wurde rund hundert Jahre später angebaut. Andere Bereiche der eindrucksvollen Schlossanlage mit Tonnengewölben, Wall und Ringmauer sind noch älter.
Ein Symbol der frühen Ortsherren hat sich im größten Hayinger Stadtteil ebenfalls erhalten. Die Lilie schmückte jahrhundertelang das Ortswappen und gibt Ehestettens Dorfgemeinschaftshaus, dem »Haus der Lilie«, seinen Namen.