Engstingen-Großengstingen

Der Steinbock im Wappen, die Churstraße: Beides erinnert daran, dass der Bischof von Chur bereits ab etwa 900 Güter hier erwarb und bis 1717 die weltliche Herrschaft innehatte. Großengstingen blieb damit anders als Kleinengstingen katholisch. Von der Schlossanlage der früheren Lehensherren in der Dorfmitte bei der Kirche St. Martin hat sich kaum mehr als der Name Schlosshof erhalten. Das Gebäude wurde ab 1766 abgebrochen und Stein für Stein verkauft.

Einen großen Entwicklungsschub brachte Anfang des 20. Jahrhunderts der Bau der Eisenbahnstrecke nach Gammertingen, mit dem sich im früheren Bauern- und Handwerkerdorf die ersten Gewerbebetriebe ansiedelten. Noch folgenreicher war in den 1950er Jahren die Entscheidung, Großengstingen zum Bundeswehrstandort zu machen. Im Bereich der früheren Munitionsanstalt Haid entstand die Eberhard-Finckh-Kaserne. Und für die Familien der Soldaten wurde im Ort ein separates Viertel geschaffen, die Siedlung Berg. Innerhalb von wenigen Jahren hatte sich Großengstingens Einwohnerzahl mehr als verdoppelt.

Nur noch Erinnerung sind die Zeiten Anfang der 1980er Jahre, als Großengstingen bundesweit bekannt wurde: als Ort des Protests und der Sitzblockaden gegen die im Lager Golf auf der Haid stationierten US-amerikanischen Atomwaffen.

Der Abzug der Bundeswehr in den frühen 1990er Jahren hat trotz anderslautender Befürchtungen Großengstingens Entwicklung nicht geschadet. Die frühere Kaserne auf der Haid hat sich nach schwierigen Anfangsjahren zum florierenden interkommunalen Gewerbepark entwickelt.

Historische Schwarzweißfotografie der Sankt Martinskirche in Engstingen-Großengstingen
© Historische Schwarzweißfotografie der Sankt Martinskirche in Engstingen-Großengstingen
Kreisarchiv Reutlingen S 06_0123 / Metz Neg Nr. 256 905

Luftbildaufnahme von Engstingen-Großengstingen.

Luftbildaufnahme von Engstingen-Großengstingen.